Generation Tetris

Ok, denke ich, wenn alle so davon schwärmen, will ich das auch mal ausprobieren mit der entspannten und günstigen Zugfahrt dank 9€-Ticket.

An einem Samstag. Vor Pfingsten. Manchmal möchte ich mir selbst für meine guten Ideen auf die Schulter klopfen.

Schon am Gleis checke ich: Uh Franzi, jetzt ist ruhig Blut und Struktur gefragt. Wie gut, dass du Menschenmengen sowieso liebst, das wird richtig prima. Ich laufe schnellen Schrittes den Zug entlang, werfe dabei immer wieder einen Blick auf die vollständig besetzten Plätze. Als ich einen erhasche, auf dem nur eine Handtasche Platz genommen hatte, steige ich ein.

Die Handtasche teilt den Sitz mit mir. Ich bin dankbar und warte gespannt, ob die stehenden Gäste hinaus gebeten werden. Werden sie nicht. Los geht die wilde Fahrt. Besonders spannend wird sie an den Orten, wo Menschen einsteigen wollen, aber keiner ankommen.

Ich muss nur bis Weimar und bemitleide still alle, die noch weiter müssen. Vor allem, als ich den Bahnsteig an meinem Zielort sehe. Wo wollen all die Menschen hin? 😅

Ich mache mich zum Ausstieg bereit, als eine Gruppe Mitte/Ende Zehnjähriger in den Zug strömt.
Ich bin jetzt 40. Und auf 180. Ich habe eine Verantwortung. Von mir wird erwartet, dass ich erzieherische Maßnahmen ergreife.

„Leute. Erst raus, dann rein. Einfaches Prinzip.“ rufe ich. Gewohnt dankbar nimmt die Teenagerwolke meine Worte auf. „Wird überwertet“ ruft einer zurück.

Hat er nicht ganz Unrecht, denke ich und bin fast schon beeindruckt ob dieser pointierten Analyse für sein Alter.

Vieles wird überbewertet. Ich bin nicht umsonst Generation Tetris. Could be worse. Ich atme tief durch und die gefilterte Luft ein, lächle und stürze mich ins Abenteuer. Der Bus wartet schon.

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