Kreislauf im Quadrat

Meine Seele ist Schnee.

Er fällt in weichen Flocken von dort, wo so viele den Himmel vermuten. Nicht den planetären. Den spirituellen.

Er fällt und legt sich dort nieder, wo ihm etwas weltliches in den Weg kommt. Ein Berggipfel. Es ist ruhig hier. So wenig Leben bei soviel Historie.

Wo meine Seele fiel, steigt nun das, was Celsius Grade taufte. Ich sehe meine Struktur weich werden. Blass werden. Ich rutsche haltlos Richtung Tal. Seltsam unkontrolliert. Seltsam liniear. Plötzlich seltsam klar.

Meine Seele ist ein Fluss.

Mal fließt er sanft, mal reißt er gierig alles mit sich. Er wird wärmer, trägt Leben in sich, auf sich, nährt Leben an seinen Ufern. Er windet sich, verschluckt sich, stolpert über die Steine, die er schleift. Er steht nie. Er ruht nie. Er ist immer in Bewegung. Nie steigt jemand zweimal hinein. Panta Rhei.

Ich schaue in die Ferne. Ich schaue in die Mündung. Das Ende des Laufs.

Meine Seele ist das Meer.

Die Oberfläche bisweilen ein Spiegel. Dann wieder wild und tosend. Überschäumend im Rausch. In ihm strömt es warm. Es gibt alles. Es zieht sich zurück, wenn der Mond ruft. Es nimmt mit, was folgen will oder seine Kraft unterschätzte. Es trägt tausende Kronen und thront zwischen Königreichen.

Es nährt die Stürme vor der Ruhe. In den tiefsten Tiefen ist es allein. Ich fürchte die Nacht nicht. Ich fürchte den Tag. Dann brennt die Sonne auf meiner nassen, salzigen Haut.

Meine Seele ist Dunst.

Er steigt ins Azur. Alles ist leicht. Leben wird zu Nebel. Ich richte den Blick dorthin, wo so viele den Himmel vermuten.

Meine Seele ist Schnee.

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