Nix mit Prinzessinnenwunden

In den sozialen Netzwerken zeigen wir uns ein ums andere Mal von unserer besten Seite. Meine Texte sprechen häufiger mal die traurigen und schweren Momente des Lebens an, aber die Bilder sind meist fröhlich – vermutlich weil ich trotz allem ein positives Gefühl transportieren will.

Bei einer Gesprächsrunde, in der ich meine Lieblingsbücher vorstellen durfte (Danke @Herbstlese e.V.) sprach mich der Moderator auf diese Bilder an und brachte mich zum Nachdenken. Die Bilder sind schön, auch wenn an mir und bei mir nicht immer alles schön ist. Ich möchte aber zeigen, dass man nicht ohne Makel sein muss, um glücklich zu sein. Tendenziell ist man es sogar mehr, wenn man sich bewusst ist, was und wie viel wir eigentlich haben.

Also entschied ich mich, auch mal ein Bild zu zeigen, dass einen deutlichen „Makel“ zeigt.

52115516_2328394430730919_2050022250119168000_n

Nach ca. fünf Operationen via Bauchspiegelung war mein Bauchnabel irgendwann traurig und so sieht er auch aus. Hihi. (Allerdings, wie mir nun aufgezeigt wurde, nur von vorn. Wenn ich von oben schaue, lächelt er mich an. 🙂 )
Zwei OPs konnten nicht mehr minimal-invasiv gemacht werden – da brauchten die Ärzte größeren Zugang. Einmal durch etwa 20 cm quer am Unterbauch – wunderschön verheilt – und einmal durch die 5 cm, die jetzt neben dem traurigen Bauchnabel trotzen. Alles andere als schön. Ich hätte ja gern ein Prinzessinnennärbchen gehabt. Aber ich bin eben einfach keine Prinzessin. Daher der Kriegerinnenriss.

Eine zeitlang fand ich das so furchtbar, dass ich über eine Narbenkorrektur nachgedacht habe. Nur: wer sagt, dass es dann besser wird? Kann auch schiefgehen und dann wünschte ich mir den jetzigen Zustand zurück. Ich lache ja jetzt schon über Makel, die mich früher geärgert haben und die heute unbedeutend klein erscheinen.
Also lasse ich es so. Könnte viel schlimmer sein.

Ich glaube das übersehen wir oft. Wie schön eigentlich etwas schon ist – wir schon sind – , weil wir uns an anderen Standards als unserem eigenen messen.

Es ist, als würden wir verzweifeln, weil wir mit den Zutaten, die wir Zuhause haben, nicht den fancy veganen Schokokuchen backen können, der gerade so hip ist. Auch wenn wir es noch so sehr versuchen – mit Kartoffeln, Paprika und Lachs – wird es doch kein Schokokuchen. Und schon garnicht vegan und fancy.

Würden wir uns stattdessen darauf konzentrieren, das beste aus dem zu machen was wir haben – in dem Fall vielleicht das geilste Lachs Omelette ever – wären wir deutlich zufriedener. Und stolz, weil wir nicht „versagt“ haben (wie hätten wir auch gewinnen können) sondern erfolgreich waren. Mit dem was uns mitgegeben wurde.

Ich mag meinen Bauch. Ich kann die Narbe nicht verändern und auch die Geschichte dahinter nicht. Ich kann aber meine Einstellung dazu ändern.

Ich kann an allem arbeiten, was veränderbar ist – und wenn mich da etwas stört, sollte ich das sogar. Aber was ich nicht ändern kann, sollte ich lieben und nutzen lernen.

In diesem Sinne: have a strong and #notflawless tuesday. ❤️