#Liedzeileverweile

Bereits im letzten Jahr habe ich mir aufgrund einer Schreibblockade im August eine kleine Wochenaufgabe gestellt. Jetzt wird es Tradition:

Ich werde eine Woche lang jeden Tag auf die ersten Worte des ersten Liedes hören. Und darüber werde ich meine Gedanken noch am selben Tag in Worte fassen; völlig unerheblich, ob ich das Genre mag oder das Lied kenne. Neu ist der Hashtag: #liedzeileverweile.

Nach und nach wird dieser Beitrag mit den einzelnen Texten gefüllt:

Tag 1

Sprang doch die 90er Hip Hop Playlist an heute Morgen. Bone Thugs n Harmony mit Crossroads.. . „We living our lives to eternal our soul.“

Egal ob man religiös ist oder nicht: diese Zeile sollte uns Wegweiser sein.

Lebe so, dass etwas bleibt von dir, wenn du gehst. Im besten Fall: ein Lächeln, wenn man sich deiner erinnert.

Ich selbst möchte auch grinsen, noch im Leben, wenn ich mich meiner erinnere. Möchte Schmunzeln über meine Tollpatschigkeit. Nachgiebig lächeln über die Fehler, die ich gemacht haben werde. (Zeitform = vollendete Zukunft! Trotz Fehlern vollendet. Toll oder?)

Laut lachen über hell erleuchtete Momente mit leichtem Herzen.

Ich will nicht vergebens leben – aber vergeben! Mir. Anderen. Immer.

Auch wenn das nicht einfach ist. Und eins werde ich dann rückblickend nicht in meinem Leben finden: Hass.

Hass vergiftet. Vor allem einen selbst. Und: Hass ist kein Abschluss mit einer Situation. Im Gegenteil. Er lässt uns noch stärker daran festhalten. Hass verhindert das Loslösen. Und das wird uns immer binden. Nur: wir wollen doch frei sein, oder? Wie willst du fliegen, wenn du angekettet bist? Vergebung bringt Licht ins Dunkle.

Tag 2

Und wieder ein altes Lied: Staind mit „Something to remind you“ „I say goodbye to this chapter of my ever-changing life“

Zwei Menschen sitzen sich gegenüber. Ein Kapitel endet. Für jeden von den beiden.

Für den einen gibt es eine Fortsetzung. Für den anderen war es das letzte Kapitel. Wir sitzen uns gegenüber. Ein Kapitel endet. Für mich gibt es eine Fortsetzung in diesem sich stetig wandelndem Leben. Für dich war es das letzte Kapitel.

Ich wusste es in dem Moment, als du mich anschautest mit der höflichen aber fragenden Mimik eines Menschen, der den Gegenüber erkennen müsste – es aber einfach nicht kann. .

Ich wusste: dieses Kapitel teilten wir uns. Aber die Bücher in denen es stand waren verschiedene. Die Perspektiven unterschiedliche. Weil die Menschen andere waren.

Wir saßen uns gegenüber.

Du, der Sterbende.

Ich, die Lebende. .

Doch welch‘ Illusion. Denn wir alle sterben mit jeder Sekunde, in der wir leben.

Wir alle sind Sterbende. .

Aber wir alle sind auch Lebende.

Darauf will ich mich konzentrieren.

 

Tag 3

Drifting von “On and On”.
“I tried to stare into your eyes and realized that there was something missing.”

Es gibt zwei Arten vor einem Kühlschrank zu stehen und nichts zu finden.

Nummer eins: er ist leer. Der Hunger ballt sich wie eine Faust um deinen Magen und der knurrt zurück wie ein Wachhund. Und wenn du noch drei Mal die Tür öffnest, der leere Kühlschrank wird vom Starren nicht voller. Und dein Magen damit auch nicht.

Du musst die Tür schließen und sehen, wo du etwas Essbares herbekommst. Oder du verhungerst. Und dann kannst du überlegen, ob du ihn wieder füllst.

Nummer zwei: er ist voll. Aber nichts darin steht dir an. Du hast keinen Hunger, eher Appetit. Aber das was da drin ist macht dich nicht an.

Dann kannst du dir zwar irgendwas rausfischen, aber du wirst unbefriedigt bleiben.

Entweder wartest du geduldig bis du hungrig bist. Oder du organisierst dir woanders was und riskierst all die guten Sachen, die du hast, zu verschwenden.

Es gibt zwei Arten vor einem Menschen zu stehen und nichts in ihm zu finden.

Entweder er ist leer. Hat einfach nichts (mehr), was deinen Durst nach Liebe stillen könnte.

Oder du bist leer. Leer an dem Gefühl für den Menschen. Dann kann er mit allem, was er in sich trägt dennoch niemals deine Bedürfnisse stillen.

“I tried to stare into your eyes and realized that there was something missing.”
Was fehlt? Und fehlt es in dir oder im Anderen?

 

Tag 4

„Dare“ von den Gorillaz.
“It’s dare. Never did no harm.“

Im November letzten Jahres habe ich mich mit meinem Bruder (der in der Schweiz lebt) in München zum Gorillaz​ Konzert getroffen. Wir hatten ein Taxi vorbestellt, um zum Zenith zu kommen. 5 min vor der vereinbarten Zeit rief die Zentrale an und sagte uns, es wäre kein Taxi frei. Wir sahen die Gorillaz schon ohne uns feiern (was für alle Beteiligten einfach nicht dasselbe gewesen wäre!). Ein verzweifelter Versuch kurzfristig ein anderes Taxi zu bekommen, hatte völlig überraschend Erfolg. Zehn Minuten später stand Ferdi vor uns.

Gebrannt von der ersten Absage hatten wir im Familienkollektiv vereinbart, dass wir uns gleich eine Rückfahrt sichern wollten. Planmäßig setzte sich der Charmebolzen (ich 🙂 ) nach vorn.

Und tatsächlich schafften wir es, uns ein Date mit Ferdi auszumachen (Was nach einem Konzertende in einer Grossstadt nicht üblich ist!) und gingen mit seiner Handynummer im Gepäck ins Zenith.

Und wie vereinbart funkten wir ihn später an. Und wie vereinbart kam Ferdi und brachte uns sicher nach Hause.

Während der Fahrt erzählte er uns, dass er mindestens einmal im Jahr mit seinen Freunden in seine türkische Heimat fliegt, um seinen Fußballverein anzufeuern. „Galatasaray?“ fragte ich. Er schaute mich überrascht an: „Nicht nur, dass du sie kennst – du hast sie auch noch perfekt ausgesprochen!“

Spätestens da war das Eis gebrochen. Er erzählte uns Storys aus der Fankurve und wir lachten alle gemeinsam laut auf dieser nächtlichen Fahrt durch München.

Ich muss noch immer schmunzeln wenn ich an diesen Abend denke.

Wie schnell man doch Brücken bauen kann, wenn man einfach unbefangen miteinander redet. To dare never did no harm. 😉

Hallo #Menschlichkeit! ♥️