Leerlauf/Lehrlauf

Und in der dunkelsten der Stunden,
just als mir vorm Morgen graut,
hast du dich davon gestohlen
wie ein Dieb der Hoffnung klaut.

Ich lieg´ reglos da und lausche,
wie du die Tür ins Schloss fall´n lässt,
das eben noch gebaut in Wolken
nun in sich stürzt; Ruinenrest.

Und doch hast du mich nicht betrogen
um das was man nicht kaufen kann.
Denn Zeit und Liebe und die Hoffnung
verschenkt man halt nur, dann und wann.

Ich gebe frei und gebe willig
und soviel ich habe.
Wie Blätter die von Ästen fallen
im Herbst, am Baum der Gabe.

Bis nichts mehr da ist, und dann sind
die Flächen nackt und leer.
Betrachte meine Lebenslinie,
die sieht man jetzt viel mehr.

Und: wo die Hände leer gegeben,
da können sie gestalten.
Denn leer heißt: endlich beide frei
zum Schöpfen und zum Halten.

Mir dämmert, einig mit dem Tag:
Genügsamkeit beseelt.
Denn wo nichts sicher, ist alles möglich.
Schafft Platz, wo etwas fehlt.