Finally you have found something perfect

Teil vier meines Wochenprojekts und zum ersten Mal trifft das erste Lied des Tages direkt meinen Musikgeschmack. Woran das liegt? Ich habe frei und bin deshalb nicht auf die Autoradiosender angewiesen, sondern kann Zuhause auf eine größere Auswahl zugreifen. Der Vorteil: eine größere Vielfalt. Vielleicht täuscht mich mein Eindruck (nein, macht er nicht) aber oft ist es unerheblich, ob ich morgens ins Auto steige oder nach Feierabend – es wird mit hoher Wahrscheinlichkeit dasselbe Lied gespielt. Und das wird so lange gemolken, bis es kippt und irgendwie säuerlich schmeckt.
Ich habe ein paar Lieblingsfrequenzen, bei denen das nicht so ist. Eine davon ist PULS.

Und da begrüßte mich heute morgen Anthony Kiedis´Stimme mit „Hard to Concentrate“. Ich LIEBE die Red Hot Chili Peppers. Sie haben mich mein ganzes Leben begleitet, ab dem Zeitpunkt, als mein Bruder dank Kassettenrekorder (die Jüngeren werden das nicht verstehen, daher ein Link zu wikipedia) das Album „Blood Sugar Sex Magik“ in unserem Kinderzimmer rauf und runter spielte. Mit ihm war ich im letzten Jahr dann auch auf dem Konzert in Zürich.

Beim RHCP Konzert mit meinem Bruder

Aber ich schweife ab! „Finally you have found something perfect“ schallt aus dem Lautsprecher. Die ewige Suche nach Perfektion. Nie sind wir gut genug, schön genug, fit genug, schlank genug, groß genug, schnell genug, reich genug. Wir sind nie genug.

Aber an wem messen wir uns? An vorgegebenen Idealen. Die Sache ist nur, es gibt kein zentrales Amt für Perfektion. Es gibt keine allgemein gültigen Vorgaben.
Ein Zentimeter sind 10 Millimeter. Azurblau hat den Farbcode  #007FFF. Das sind festgelegte Werte.

ABER, einer Ameise wird der Zentimeter gefühlt länger vorkommen als einem Elefanten. Und azurblau nimmt jeder als Farbreiz ein wenig anders auf.
Für mich geht es also bei Perfektion viel mehr um Gefühl, um Wahrnehmung – nicht um standardisierte Gießformen. Mal aufs optische bezogen: Was nützt es, wenn dir suggeriert wird, es wäre perfekt, honigblond und blauäugig zu sein, Kleidergröße 34 zu tragen und 1,77 m groß zu sein? Haarfarbe und Augenfarbe lassen sich noch faken, auf eine Kleidergröße hinarbeiten. Aber nun stehst du unter der Messlatte und bist nur 1,60 m groß. Und nun? Ausrangiert? Warum??? Niemand (!) ist perfekt. Niemand schafft es, allen Vorstellungen von Perfektion auf dieser Welt gerecht zu werden. GOTT SEI DANK!

Denn, selbst wenn du honigblond, blauäugig, eine 34 und 1,77m groß bist – dann fährst du nach Rio und die Brasilianer fragen sich, warum du deinen großen, schönen, runden Po nicht mitgebracht hast.

Ergo: der einzige Mensch, an dem du dich messen solltest, bist du selbst! Wisst ihr, wie das Lied weitergeht?

Finally you have found something perfect and
Finally you have found
Yourself

Du musst nicht aufhören, dich mit anderen zu vergleichen. Aber hör auf genauso sein zu wollen. Wenn du einfach mal laufen lässt und auf dein Gefühl hörst – was dir gut tut, was du magst, worauf du Lust hast, was du wirklich kannst – dann findest du dich selbst.

Und dann ist es ganz egal, ob du klein oder groß, Adlerauge oder Brillenschlange, Intelligenzbestie oder schwer von Begriff, blond oder rothaarig, dick oder dünn, laut oder leise bist, sommersprossig oder dunkelhäutig bist. Keine Schneeflocke ist wie die andere, aber jede einzelne perfekt und nur zusammen ergeben sie eine Schneelandschaft.

Bist du glücklich? Fühlst du dich wohl in deinem Leben (einzelne allesistdoof-Tage mal ausgenommen)? Bist du dir selbst der beste Begleiter?

Dann herzlichen Glückwunsch. Du bist perfekt!
Und das ganz sicher nicht nur für dich!

Hier noch die wundervollen RHCP:

6 Gedanken zu “Finally you have found something perfect

  1. Katharina sagt:

    Liebe Franzi,
    danke für diesen schönen Beitrag zu einem Thema, dass mich schon einen ziemlich langen Teil meines Lebens und nun leider auch meine Tochter ziemlich beschäftigt. Die letzten 2,5 Jahre habe ich so oft geweint, weil sie sich nicht schön findet und dabei ist sie wunderbar und perfekt. Gestern abend dann haben wir Cinderlla gelesen (war nicht meine Wahl) und da stand, dass die böse Schwiegermutter so böse war, weil sie auf die Schönheit Cinderellas eifersüchtigt war. Und was sagt mein Kind: „So ein Quatsch Mama. Alle Menschen sind schön. Du sagst immer, dass ich schön bin Mama. Aber wir sind alle schön.“ Ich weiß nicht, wie es plötzlich dazu kam. Aber ich habe ein bisschen geweint vor Dankbarkeit.

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  2. Fabiènne sagt:

    Vielen Dank für diesen tollen Beitrag. Es sollten viel mehr Menschen so denken wie du! Ich bin jetzt siebzehn Jahre alt und ich akzeptiere mich so, wie ich bin. Ich habe eine lange Phase hinter mir, in der ich mich selbst absolut nicht akzeptiert habe. Ich habe mich mehr oder weniger gehasst aber irgendwann kam die Einsicht, dass ich ja doch nicht so schlimm bin und mit dem zufrieden sein kann, was ich habe. Bei meinen Freundinnen ist das leider ganz anders. Die würden (sehr wahrscheinlich) auch nie wieder etwas essen nur um einem Jungen zu gefallen…
    Ich hoffe, dass sich mehr Leute an deinem Denken anschließen!
    Liebe Grüße, Fabiènne

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    1. Stattstadtmädchen sagt:

      Liebe Fabiènne – es beeindruckt mich, wie reflektiert und tiefsinnig du bist. In dem Alter war ich das lange nicht.

      Wer dieses Leben genießen will, braucht Energie und Balance. Das geht nur, wenn man sich selbst gut leiden kann – unabhängig davon, was andere sagen. Du bist toll!

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      1. Fabiènne sagt:

        Vielen Dank! Ja, ich bin anders als andere Jugendliche und das grenzt mich manchmal ganz schön aus aber das ist mir egal. Für mich zählt nur die Freude am Leben und die Familie. Das ich so geworden bin hat auch einige Gründe…
        Die Kunst und die Musik begleiten mich durch mein ganzes Leben und unterstützen mich. Ich kann nur eins sagen: ICH LIEBE DIE RED HOT CHILI PEPPERS AUCH!!!!
        Ich kann dich in dem Punkt zu 100% verstehen.

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