Nach 2,5 Jahren in meiner „neuen“ ländlichen Umgebung habe ich es am letzten Wochenende zum ersten Mal auf den örtlichen Weihnachtsmarkt geschafft. An zwei Tagen verwandelte sich der Marktplatz in ein opulent geschmücktes Fleckchen Weihnachtswelt.
Ich bin den Erfurter Weihnachtsmarkt gewöhnt. Der ist unbestreitbar wunderschön!


Aber speziell an Wochenenden muss man möglichst viel Zeit mitbringen. Zum einen gibt es natürlich viel zu entdecken, zum anderen sorgen die gut 1,9 Millionen Besucher jährlich auch für Verstopfung (nicht wegen der kulinarischen Raffinessen). Da kommt es schon vor, dass du einfach in der Betriebs-Weihnachtsfeier-Gruppe der Buchhaltung von Firma Müllermeierschulze stecken bleibst und mitgezogen wirst. Entkommen? Keine Chance! Nagut, dann schau ich mir halt den Holzbesenstand an. Mitgehangen, mitgefangen.
Da geht´s auf *unserem* (ich hab es gesagt!) kleinen Marktplatz deutlich entspannter zu. Ich gebe ehrlich zu, dass ich solche Veranstaltungen früher belächelt habe. Ich Narr!
Die kleinen Holzhütten sind mit soviel Liebe dekoriert. Es gibt Handwerksprodukte und Lebensmittel aus der direkten Umgebung. Die Fleischfachverkäuferin bietet mit Liebe geschmierte Fettbemmen (mit Jurke!) feil. Der Kakao für den Lumumba kommt aus der Thermoskanne (was bedeutet: von Hand gekocht und nicht aus der Chemiemaschine!) und der Schuss Rum fällt auch mal ein wenig größer aus. Das schönste aber: du triffst Bekannte und Freunde ohne dich fest zu verabreden. Du plauderst mit dem ein oder anderen, ohne von der Masse umgeschuppt zu werden und kommst mit Nachbarn ins Gespräch.
I´m in love with Dorfweihnachtsmarkt.
Aber ich bin ja ohnehin in love mit Weihnachten. Kleine Glitzerlichter überall, es riecht nach gebrannten Mandeln, Menschen nehmen sich Zeit füreinander – so wie beim oben beschriebenen geselligem Beisammensein. Aber auch im kleineren Rahmen wird Zeit investiert: sei es das passende Geschenk für den Partner, das Fotobuch für die Schwester oder – eine meiner Lieblingstraditionen – der Adventskalender. Er verkürzt die Wartezeit bis Weihnachten und steigert die Vorfreude.
B. und ich haben jeweils einen zum selbst befüllen – ich kümmere mich um seinen, er sich um meinen. Ein besonderer Tee, eine Praline oder eine Seife – jeden Tag ist eine Kleinigkeit im Ministrumpf.


Ich hab das Gefühl, ich freu mich über einen einzelnen Teebeutel zur Adventszeit mehr, als sonst im Alltag. Nur allein aus dem Grund, dass B. sich etwas dabei gedacht hat. Er möchte, dass ich an diesem Tag eine schöne Tasse Tee genieße. Und während ich sie auf Arbeit trinke, denke ich daran. Und das macht glücklich, irgendwie.
Während ich selig vor mich hin schlürfe frage ich mich, warum es nicht einen „Adventskalender“ fürs ganze Jahr gibt. Einen Glückskalender, der einem an jedem der meist 365 Tage eine Freude bereitet.
Und während ich weiter spinne, wird ein Gedanke immer stärker: Ist es nicht vielleicht so, dass das Leben selbst ein Glückskalender ist? Und jeden Tag schenkt es uns ein Kleinigkeit, über die wir uns freuen können und sollten. Selbst, wenn ein richtiger Mittelfingertag dabei ist, oder auch mal viele MF-Tage am Stück: es gibt IMMER IMMER IMMER etwas, das einen erfreuen könnte, wenn man es nur zulässt. Und wenn man sich vorstellt, dass diese Kleinigkeit extra vom Leben in diese Alltagsminisocke gepackt wurde, nur, damit es uns glücklich macht, fällt es noch etwas leichter den Mittelfinger zu ertragen.
Mit diesen Gedanken bereite ich mich seelisch auf mein Lieblingsfest im Jahr vor.
Auf einen Glühwein oder eine Feuerzangenbowle mit Freunden.



Auf den Moment, wenn ich die ersten verkitschten Sammelfiguren an den Baum hänge. Auf die Abende im Schein der Lichterkette.
Auf eine – wenn auch kleine – Familie am Tisch, die miteinander anstößt und redet.
Auf die obligatorische „Frank Schöbel – Weihnachten in Familie“ Platte.
Auf leuchtende Augen, wenn das Geschenk perfekt getroffen ist.
Auf das „Revue passieren lassen“ und durchatmen.
Auf das Gedenken an die vorausgegangen Liebsten.
Auf ruhige Morgen mit einer Tasse Zimtkakao.
Auf spontane Küsse unter dem Mistelzweig.
Auf Freunde.
Auf das Leben.
Und auf viele, viele Tage voller kleiner Glücksmomente. Dafür muss man manchmal kein Türchen aufmachen. Sondern nur die Augen.
Genießt die Weihnachtszeit!
Wie wahr… ein wunderschönes Weihnachtsfest und im neuen Jahr jeden Tag (mindestens) einen Glücksmoment!!!
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