Da biste platt …

Erinnert ihr euch an den Beitrag „Federleichte Schwere„? Dabei ging es unter anderem um frauen- und männertypische Begabungen für bestimmte Tätigkeiten. Ein großartiges Beispiel ist mir just heute wieder passiert. Seitdem ich ein Stattstadtmädchen bin, bin ich auf das Auto angewiesen, um in erträglicher Zeit zur Arbeit zu kommen. Es geht auch ohne eigenes Auto (oder Führerschein *räusper*), aber das gestaltet sich eher umständlich, wie ihr bereits in Geblitzdingst… lesen konntet.

Ich setz mich also jeden Morgen hoch motiviert ans Steuer, drehe das Radio bis zum Anschlag auf und starte Richtung zweites Zuhause. Ohne Musik geht es bei mir nicht, die dreh ich nur leiser beim Rückwärts einparken – ihr kennt das. Ich jamme und swinge und singe dann vor mich hin und wundere mich deshalb nicht, wenn Menschen außerhalb meiner KFZ-Matrix seltsam schauen. Heute waren es allerdings auffallend viele (wenn man auf dieser Strecke von „vielen“ sprechen kann), die sich den Hals nach meinem Auto ausgerenkt haben. Eine innere Stimme (die einzige, die ich bei der Lautstärke noch höre) gab mir den Tipp, mal das Radio leiser zu drehen.

Und da war es. Ein seltsames, aber sehr lautes Kratz/Schürf/Achtungdaistwaskaputt-Geräusch. Erst nahm ich an, es sei die Blende meiner Stoßstange, die sich mal wieder verabschiedet hatte und steuerte den nächsten Parkplatz an.
Die Blende war es schon mal nicht.
Ein kleiner Spaziergang ums Auto brachte dann die Überraschung zutage: einen Platten. Na großartig. Ganz flacher Witz vom Universum. Hat sich heute morgen in Ruhe angeschaut, was ich mir anziehe. Sieht, dass ich ausnahmsweise mal ein Kleid und eine Art von Frisur trage, reibt sich feixend die Hände und sagt: „*PAFF* – heut hab ich dich auf dem RADar. Das wird ein Spaß …“.

Aber weißt du was, liebes Universum? Denkste! 

Weil: Dass ich mich für eher untypische Mädchensachen interessiere, war schon immer so! Lieber mit der Holzburg und den Indianern spielen, als mit den Puppen. Auf Bäume klettern, statt „Vater, Mutter, Kind“ spielen. Und eben auch: Reifen selber wechseln, statt zur Werkstatt fahren. Diese alten Folgen meiner Lebensserie hast du wohl verpasst Universum, was? Muuaahhaaaa.
Es dürfte in den ersten Jahren meines Führerscheins gewesen sein, da bin ich meinem damaligem Freund schon in den Ohren gelegen: „Wie geht das? Lass mich! Ich kann das!“
Er hat seinerzeit relativ schnell realisiert, dass die typische Männer/Frauenrolle nicht meins ist und mir unter anderem einen ausführlichen Kurs im Reifenwechsel gegeben. Heute bester Freund, wenn du das liest: es hat sich endlich gelohnt! 😀 DANKE!

Ich hatte heute vielleicht nicht die optimalen textilen Voraussetzungen, aber egal: ran ans Werk.

Für alle (wahrscheinlich vor allem Mädels) die sich dieser Situation auch stellen müssen – oder wollen – hier ein kleines Tutorial:

  • Handbremse anziehen!
  • Aus dem Auto aussteigen!
  • In den meisten Fällen ist der Wagenheber und Werkzeug im Kofferraum beim Ersatzrad, in der Regel steht auch in der Bedienungsanleitung (das ist das Ding, was Männer immer gleich weglegen), auf welche Besonderheiten ihr achten müsst
  • Radkappe (soweit vorhanden) abhebeln
  • Radmuttern zunächst nur etwa eine halbe Umdrehung lösen. Meistens fehlt uns hier die Kraft. Sollte es also per Hand nicht möglich sein:
    – Radmutternschlüssel (das ist das dicke silberne Ding mit dem Loch vorn) auf die Muttern setzen (es sollte nach links schauen, denn gegen den Uhrzeigersinn löst sich die Mutter- bitte NICHT mit dem Uhrzeigersinn drehen, da wird´s ein Fest. Aber nicht für dich)
    – dann deinen zarten Fuß drauf stellen
    – mit einem beherzten Schwung drauf treten
    In der Regel löst sich das Problem dann relativ schnell
  • Wagenheber ansetzen (Aufkleber mit Sicherheitshinweisen beachten!)
  • Fahrzeug anheben (mit dem Wagenheber, nicht selbst), bis sich das Rad drehen lässt
  • Radmuttern ganz abschrauben
  • defektes Rad abnehmen
  • Reserverad aufsetzen und alle Radmuttern handfest anschrauben
  • Fahrzeug ablassen
  • Radmuttern über Kreuz anziehen (also immer die gegenüberliegenden im Wechsel)
  • Wagenheber, Werkzeug und kaputtes Rad wieder ins Auto
  • FERTIG!

Tut nicht weh und geht mit etwas Übung recht fix. Prüft an der nächsten Tankstelle dann nochmal den Luftdruck und zieht die Radmuttern nochmals nach. Und tadaaaa:

20160831_093030

Irgendwann lerne ich dann auch, mir mädchenmäßig eine paar feuchte Tücher ins Auto zu legen. Dann muss ich nicht mehr so auf Arbeit:

20160831_093318

Also ladies: ran ans Werk. Selbst ist die Frau!

Euer Stattstadtmädchen

P.S.: ich saß keine 2 Minuten im Auto, da piepte es. „Bitte Öl prüfen“.
Ok Universum.
Habs verstanden.
Du hast ´n Scheisstag, dann hab ich eben auch einen.

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