Erst die Pflicht, dann die Kür(bisse)

Wie in Lebenstheater, 3. Akt bereits angedeutet, nehmen nach und nach Kürbispflanzen mein Beld ein. Lauch und Sellerie wehren sich noch, aber der restliche Boden wurde erobert und unter vorgehaltener Hand in Kürbisien umgetauft.

Wenn man sich etwas länger mit der „größten Beere der Welt“ beschäftigt, stellt man schnell fest, dass das Volk der Kürbisen auch andere Bereiche des Lebens infiltriert – heimlich still und leise! Nehmen wir nur mal die Märchen … Wie wäre Aschenputtel zum Ball gekommen, wenn die gute Fee nicht zufällig (!) einen Kürbis zur Hand gehabt hätte, den sie in eine schnittige, mehrspannige Kutsche verwandelte?

Zu Fuß?
Mit dem Taxi?

Wohl kaum. Sie wäre Zuhause geblieben und eine ihrer hochnäsigen Schwestern hätte sich den Prinzen gekrallt. Ich bin mir noch nicht sicher, ob das für die Entwicklung des „Männertraumtypus“ bei all den nachfolgenden Generationen fleißiger und bescheidener Mädchen sooo schlimm gewesen wäre. Ganz ehrlich: Wer braucht schon Prinzen? Ich nicht!

Aber es war nun mal so und jetzt haben wir den (Kürbis)Salat.
Ich habe eine Idee entwickelt, wie ich das ganze gewinnbringend für mich nutzen kann:

Die Fluktuation vom Land in die Stadt verknappt ja auch die Kürbisverfügbarkeit – ich habe zumindest noch keinen Balkonkürbis gesehen. Ergo: alle Feen im näheren Umkreis haben wegen des akuten Mangels Schwierigkeiten, Fahrgelegenheiten für ihre Schützlinge zu kreieren.

Na klingelt´s schon? Genau!

Ich mache einen Kürbisverleih auf!

Ich werde Flyer unter mein Kopfkissen, in goldene Kannen und an diverse Haselnusssträucher platzieren. Somit dürfte ich ein recht gutes Einzugsgebiet im Feenreich haben. Vielleicht kann ich auch Symbiosen mit nicht ausgelasteten Feen eingehen, die mir bereits ein paar Kutschen fertig zaubern. Diesen schönen Fuhrpark kann ich dann zusätzlich an alle unfähigen Stiefschwestern dieser Welt verkaufen, für die es keine Feezuteilung gab.

Ich sehe jetzt schon, wie sich meine Schatztruhe mit Golddukaten füllt. Damit mache ich dann eine schöne Reise ins Nimmerland.

Ein Vorteil hat dieses brandneue Geschäftsfeld zudem: Ich sichere damit den Fortbestand des Prinzentums und forciere die Nachfrage. So bleiben im Umkehrschluss mehr Holzfäller für die Anti-Prinzen-Fraktion übrig. Ihr müsst mir nicht danken, Mädels.

Ein weiteres Ereignis ist eng mit den Kürbisern verbunden: Halloween. Die gruselig zurecht geschnitzten Fratzen und Masken, die uns im Oktober von überall anstarren, läuten die kalte Jahreszeit ein. Ich bin gespannt, wie mein Beld und ich den Winter gemeinsam meistern …

Im Übrigen kommen weder die Cinderella-Story, noch Halloween aus den USA.
Die Kürbiskutsche fährt bereits seit 1697 durch die Welt, dank dem Franzosen Charles Perrault, der diese mündliche Überlieferung in einem Märchenbuch festhielt. Und Halloween stammt ursprünglich aus Irland und ist eine mystische Geschichte um einen garstigen Iren namens Jack O. Die Geschichte könnt ihr zum Beispiel hier nachlesen.

Europa ist somit wieder einmal die Wiege von Märchen & Geheimnissen.

Wie schön ist es zu sehen, dass fremde Brauchtümer, Erzählungen und Kulturen immer wieder auch über Landesgrenzen hinausgehen und mitunter die ganze Welt prägen. Schade, dass es auch heute noch engstirnige Menschen gibt, die genau davor Angst haben.

Irgendwie auch ähnlich dem Kürbis: klingt hohl, wenn reif.

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