Kämpfen sta(d)tt aufgeben!

Lange war es still in der Stattstadtwelt, allerdings nur scheinbar. Tatsächlich ist so viel passiert und ich war so viel unterwegs, dass zum Mitteilen einfach die Zeit fehlte.

Nach dem Urlaub hat es mich mal wieder zu meinem Ursprung gezogen – in die Stadt. Prag stand auf der Agenda. Ein Ausflug mit 2 waschechten Stadtmädchen und einem weiteren Stattstadtmädchen:

  • 4 Mädels in einem Caddy,
  • mit gefühlten Tonnen an Süßigkeiten (und ein paar Alibi-Tomaten),
  • mit einem Handynavi, welches vom Netz abhängig ist und
  • einer üblichen weiblichen Orientierung. Ähnlich ausgeprägt wie bei einer, sagen wir, Bockwurst.

Der Ausflug konnte nur gut werden! Nachdem wir unser Ziel erreicht (eine Ferienwohnung in Zentrumsnähe, die wir zu einem guten Preis bei Airbnb gebucht haben) und unseren Caddy in einem sicheren, tschechischen (habe mich soeben 3 mal verschrieben!) Hinterhof geparkt hatten, konnte die Entdeckungstour losgehen.

Und was soll ich sagen: Prag ist eine Reise wert!

Die Stadt wirkt, als hätte sie jemand in verschiedenen historischen Zeiten gespeichert und nun einen Filter mit dem Effekt „2015“ darüber gelegt. Nostalgie trifft auf Moderne. Baumkuchen-Manufakturen wechseln sich mit thailändischen Massagesalons ab. Wunderschöne alte Gebäude beherbergen modernste Shoppingadressen und unter historischen Brücken schwimmlaufen Menschen in „water walking Bällen“. Was viele Städte nicht schaffen, vollendet Prag: hier werden Konträre zu Komplementären.

Prag – die Stadt der Gegensätze

Besonders bei einer Situation ist das sehr deutlich geworden:
Bei unserem Bummel kamen uns 5 hochgewachsene, uniformierte Männer entgegen. Alle blond und mit geradem Rücken.
Ein seltsames „Das-kenn-ich-doch-Gefühl“ stellte sich ein, was sich auf den 2. Blick erklärte: Die Anzüge waren mit Hakenkreuzen besetzt, diese Männer waren optisch dem 3. Reich entsprungen.
Wir waren gefangen zwischen ungläubigem Schock und Empörung.

Innerhalb von Sekunden löste sich die Szene auf: wir waren mitten in einem Filmdreh gelandet. Offensichtlich wurde hier eine Dokumentation zur Zeit der deutschen Besetzung in Prag gedreht. Die Kulisse war erschreckend detailgetreu, Militärfahrzeuge säumten die Straße, Menschen in 30-er Jahre Bekleidung standen vor Maueranschlägen mit Bekanntmachungen deutscher Machtträger.

Die Beklemmung, die ich in diesem Moment gefühlt habe, ist vermutlich marginal zu dem, was die Menschen damals empfunden haben müssen. Allerdings war meine Dankbarkeit, dass diese Zeit vorbei ist, umso größer und bestärkte mich darin, dass wir als „glückliche Generation“ alles dafür tun sollten, dass es nie wieder so weit kommt.

Dankbar war ich auch, ein paar Straßen weiter wieder in die Gegenwart gerissen zu werden. Die nächste Straßensperrung – diesmal für den Prager Triathlon. Beeindruckend zähe Läufer verfolgten hochkonzentriert ihr Ziel. Umjubelt von Zuschauern unterschiedlichster Nationalität und auf Wegen unterwegs, die mit regenbogenbunten Fahnen geschmückt waren. Zeitgleich war in Prag nämlich der Christopher Street Day.

Bunt, vielfältig, tolerant – so ist mir das Leben deutlich lieber!

Beim Triathlon ist mir zudem etwas aufgefallen: bei weitem nicht alle waren typisch athletisch oder jung. Aber alle kamen ans Ziel – vor allem vermutlich an ihr eigenes.

Das lässt mich an all die Läufer und Radfahrer denken, die uns im Alltag begegnen und die eben keine supersportliche Figur haben. Die manchmal vielleicht etwas gepresst aussehen in ihren extra gekauften Outfits, oder die bereits mehr als graue Schläfen haben und jenseits der 60 sind.

Mir ist das Schmunzeln da bereits seit Jahren vergangen, denn viel eher beeindruckt es mich. Gerade diese Menschen müssen kämpfen, dass Sport zum Spaß wird, dass er Teil des Lebens wird. Gerade diese Menschen beißen die Zähne zusammen und trotzen jedem Berg und auch jedem Blick. Weil alles mit einem Anfang beginnt.

Jedem einzelnen möchte ich zurufen: Respekt! Und: Du schaffst das! Und vor allem wünschte ich mir selbst manchmal diesen Kampfgeist.

Dann würde ich vielleicht auch häufiger Texte schreiben. Und vielleicht ein paar wie diesen, der – im Nachgang betrachtet – sehr konträre Thematiken beeinhaltet und doch komplementären Sinn ergibt. Das ist doch irgendwie Pragmatisch.

Der rote Faden? Der Kampf.

  • der mit sich selbst
  • der für seine überzeugungen
  • der gegen Intoleranz
  • aber vor allem nie wieder der, der als Synonym für Krieg steht
War is over! Die John-Lennon-Wall in Prag

Beim nächsten Mal geht’s wieder um meinen Kampf mit der Natur …

Bis dahin
Euer Stattstadtmädchen

Ein Gedanke zu “Kämpfen sta(d)tt aufgeben!

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