Lebenstheater

Kennst du das? Erst passiert nichts, und dann alles auf einmal.

Erst weißt du vor Langeweile nicht, was du schreiben sollst, und dann findest du vor lauter Beschäftigung keine Zeit zum Schreiben.

Das Schöne: das was nach dem Verarbeiten hängen bleibt, von all diesen Eindrücken, das bleibt dir für immer. Das Gehirn sortiert all die Erinnerungserbsen und -linsen im Aschenputtel-Style.

Deshalb wird das nun statt einer langen Geschichte ein Stück in drei Akten. Nachdenklich, emotional, fröhlich.
Ihr lest nun das Erste …

Forever´s come and gone

Ob Stadtmädchen oder Dorfkind, die meisten von uns lieben sie: Konzerte!
In der Regel finden diese – Ballung sei Dank – ja eher in Städten statt. 1:0 für die Stadt in diesem Fall. Mich verschlug es in den letzten Wochen zu zweien: Foo Fighters und Mumford & Sons. Hamburg und Berlin. Glück und Segen.

Es braucht Bands von Format, um Massenansammlungen wie an der Waldbühne emotional gefangen zu nehmen. Wenn das passiert, entsteht etwas magisches: Tausende Menschen, die sich nicht kennen, bilden eine Einheit.
Sie klatschen rhythmisch. Sie lächeln. Sie teilen Tränen miteinander. Mit ihren Handylichtern und Feuerzeugen schaffen sie einen Sternenhimmel am Boden. Sie verlieren sich im Moment. Sie stoppen ihr Leben, während sie den Soundtrack des selbigen noch einmal live hören.
Jeder Moment, der ohne dieses eine Lied nicht derselbe wäre, ist plötzlich wieder da. Eine geschaffte Hürde, eine besiegte Angst, ein Verlust, ein Gewinn. Die Liebe deines Lebens, der beste Sommer aller Zeiten. All das durchlebst du noch einmal und teilst es mit tausenden dir fremden Menschen. Und dann ist es egal, aus welcher Schicht oder Land derjenige kommt. Alle tragen denselben Anzug, gewebt von der Musik, die einen in diesem Moment umhüllt. Was du bisher allein im Auto gesummt hast, singst du nun in einem gigantischen Chor. Jeder für sich und doch gemeinsam. Und wenn die La-Ola-Welle aus dem Kessel zu dir aufsteigt und du mitgerissen wirst, betest du, es möge niemals enden.

Aber es endet immer.

Und manchmal nimmst du eine neue Erinnerung mit. Weil die Vorband, die du bisher nicht kanntest, dich tief berührt. Und nun sind es ihre Lieder, die du auf der Rückfahrt hörst. Und sie lösen neue Gedankengänge aus, wenn sie singen: „Forever´s come and gone!“

Die Fürimmers und Niewieders dieser Welt. Angefangen vom profanen „Nie wieder Alkohol“ bis hin zum „Ich liebe dich für immer“.
Sie bedeuten selten noch etwas. Leere Floskeln in einer viel zu schnellen Welt.
Optionen verdrängen Versprechen.
Aus einem „ich habe es versprochen“ wird so schnell ein „ich habe mich versprochen“. Das Verbindlichste was man heute bekommt ist oft ein: „ich verspreche, es zu versuchen“.
Und vielleicht ist das das ehrlichste, was man sich schenken kann – wenn man es ernst meint. Nur dafür muss man sich vor allem selbst treu bleiben. Sich an die Versprechen halten, die man sich selbst gibt. Ich schenke mir Verbindlichkeit und damit Halt. Und nur wer Halt hat, kann halten – was er verspricht.

Darum geht es auch im zweiten Akt: Um ein Für Immer.
Dann wieder mit mehr Leichtigkeit. Versprochen.

4 Gedanken zu “Lebenstheater

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